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bildung steht überall auf hoher Stufe. — Die schweizerische Eid-
genossenschaft ist ein Bundesstaat von 22 Kantonen, von denen
jeder sich selbständig nach gemeinsamer Verfassung verwaltet. Die
höchste gesetzgebende Gewalt ist die Bundesversammlung, die aus-
führende Behörde ist der Bundesrat mit dem Bundespräsidenten in
Bern als Vorsitzenden. (Zusammenhang zwischen Bodenform und
Staatsbildung !)
B. Wirtschaftliches.
1. Landwirtschaft. Da noch nicht ein Fünftel des Bodens auf
Ackerland und Gärten entfällt, sind die Erträge des Ackerbaues un-
bedeutend, und die jährliche Getreideernte deckt kaum die Hälfte
des Bedarfs. Der Obstbau steht in dem Gebiete südlich vom
Bodensee bis Zürich in hoher Blüte. Die südlichen Kantone bringen
sogar Südfrüchte, wie Kastanien und Mandeln, sowie den Oli ven-
bäum hervor. Weinbau läßt die ganze Hochebene zu; den besten
Wein erzeugen Genf, Neuchâtel und Wallis. Die gewonnene Menge
(1,5 Mill, hl) genügt jedoch noch nicht für den Bedarf (Ursache!).
Wichtiger als der Ackerbau ist die Viehzucht, da 37% des Bodens
auf die saftigen Alpenweiden und -wiesen entfallen (Sennwirtschaft).
Das Hauptgewicht liegt auf der Milchwirtschaft, die Fettkäse (Em-
mentaler — Emme, Nebenfluß der Aare — Hauptversandort Burg-
dorf) und kondensierte Milch in großen Mengen ausführt. Viele
deutsche Betriebe bevorzugen „Schweizer" als Leiter ihrer Molkereien.
Als Zuchtvieh wird besonders Schwyzer und Simmentaler (Simme,
Nebenfluß der Aare) exportiert, wogegen Fleischvieh aus Österreich
eingeführt werden muß. Schafe und Ziegen werden ebenfalls ge-
halten, letztere meist in den höher gelegenen Kantonen. Die Zugtiere
des Südens sind Esel und Maultier. Erwähnenswert ist noch die
Zucht der Seidenraupe in Tessin und Graubünden.
2. Der Bergbau liefert wegen der Armut der Schweiz an Minera-
lien nur unbedeutende Erträge, insbesondere fehlen Kohle und Eisen
fast vollständig. Zu nennen sind Asphalt, Schiefer, Bergkristall
und Sandstein. Das gewonnene Salz (Basel und Wallis) deckt den
Bedarf nicht.
3. Industrie. Obwohl die Natur der Schweiz die zur Entwicklung
der Industrie unentbehrlichsten Rohstoffe Kohle und Eisen sowie
die zur billigen Herbeischaffung derselben erforderlichen Wasserwege
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I
)
- 22 —
versagte, haben sich doch in manchen Produktionszweigen dank den
gleichmäßigen und unerschöpflichen Wasserkräften sowie der Energie
und Bildung des Volkes weltberühmte Gewerbe entwickelt, die mehr
als den dritten Teil der Bevölkerung beschäftigen und ihren Haupt-
sitz im Jura und auf der Schweizer Hochebene haben. Die Schweizer
Großindustrie arbeitet hauptsächlich für die Ausfuhr.
Ihre bedeutendsten Zweige sind die Seidenindustrie mit Basel
und Zürich als Mittelpunkte; während der erstere Platz Bänder her-
stellt, liefert Zürich Seidenstoffe. Die Ausfuhr in diesen Artikeln über-
trifft diejenige unseres Seidenzentrums Crefeld. Die Baumwollen-
verarbeitung hat ihren Sitz mehr im Osten: Zürich, St. Gallen und
Appenzell. Sie erzeugt besonders feine Garne, die zumeist nach Öster-
reich ausgeführt werden; auch Weberei, Färberei und Druckerei sind
bedeutend. Die Fabrikation von Uhren, Uhrenbestandteilen und Spiel-
dosen blüht in Genf, Biel, Le Locle, La Chaux de Fonds und anderen
Orten des Jura; dort werden bei weitestgehender Arbeitsteilung Uhren
für mehr als 100 Mill. M hergestellt, von denen neun Zehntel zur
Ausfuhr gelangen. Die besseren schweizer Uhren zeichnen sich nicht
nur durch mathematische Genauigkeit der Arbeit, sondern daneben
auch durch Eleganz aus. (Deutsche Konkurrenz — Glashütter Uhren —
macht sich stark bemerkbar.) Die Maschinenindustrie in Zürich,
Basel, St. Gallen und Winterthur verarbeitet fremde Erze und Metalle
und liefert sogar an das Ausland. In Neuhausen bei Schaffhausen hat
das größte Aluminiumwerk der Welt seinen Sitz. Holzschnitze-
reien und Parkettböden liefert das Berner Oberland; Strohflechte-
rei und Strohhutfabrikation blühen im Aargau und haben starke
Ausfuhr nach Amerika. Gerbereien und Lederwarenfabriken sind in
Zürich und Genf. Schweizer Honigkuchen (Baseler Leckerli) und
Schokoladewaren werden überall geschätzt. Endlich ist die „Fremden-
industrie" nicht zu vergessen, die jährlich schätzungsweise über ioomill. M
ins Land bringt. (Mädchenpensionate in der französischen Schweiz.)
4. Handel und Verkehr. Obgleich die Bodenverhältnisse der
Schweiz der Entwicklung des Verkehrs ganz ungeheure Schwierig-
keiten entgegenstellten, marschiert dieses Land in bezug auf Ver-
kehrsmittel jetzt mit an der Spitze. Der gewaltige Durchgangsverkehr
zwischen Deutschland und Italien, Österreich und Frankreich hatte
die Schweiz schon frühzeitig angetrieben, dem Ausbau der wichtigen
Poststraßen alle Aufmerksamkeit zuzuwenden. So entstanden im
19. Jahrhundert die Kunststraßen über den Simplón, St. Gotthard,
Bernhardin, die Furka- und Grimselstraße. Als dann das Zeitalter
der Eisenbahnen anbrach, baute die Schweiz außer den Linien
für ihren Binnenverkehr einen gewaltigen Schienenstrang von Norden
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nach Süden, sowie als Fortsetzung der österreichischen Arlbergbahn
eine durchgehende Linie zum Rhonetal. Das schweizerische Eisen-
bahnnetz steht mit rund 4290 km Länge in der Dichte nur hinter
Belgien und England zurück. Seine Knotenpunkte sind Basel, Zürich,
Genf, Bern, Lausanne und Ölten. Viele Berggipfel sind dem Fremden-
verkehr durch Zahnradbahnen erschlossen, und auf den Seen
verkehren regelmäßig Personendampfer.
Die Gotthardbahn ist der großartigste Bahnbau Europas (80 Tunnels
von zusammen 46 km Länge!). 1869 durch Vertrag zwischen Italien
und der Schweiz beschlossen, wurde die Bahn 1882 dem Verkehr über-
geben. Der Durchbruch des 15 km langen Tunnels von Göschenen
bis Airolo, der 1150 m über dem Meere liegt und in vielen Kurven
und Kehrtunnels erklommen wird, dauerte 10 Jahre (1872—1882).
Der Verkehr zwischen Deutschland und Italien hat sich in der Folge
wesentlich gehoben, und die Schweiz ist für den Weltverkehr sowohl
den Häfen von Rotterdam, Antwerpen und Hamburg als auch
dem von Genua bedeutend näher gerückt. Als neue wichtige Linie
hat seit 1906 die Simplonbahn den Durchgangsverkehr zwischen
Frankreich und Italien (Paris—mailand) übernommen. Ihr Tunnel
von Brieg bis Is eli e ist fast 20 km lang, befindet sich aber in geringerer
Meereshöhe (Basistunnel) als der Gotthardtunnel, so daß die Zufahrt
leichter und schneller vonstatten geht.
Der Außenhandel der Schweiz betrug 1907 fast 21/4 Milliarden M,
ihr Anteil am Welthandel 1,7%, das ist ebensoviel wie der des un-
gleich größeren Spaniens. Stelle aus dem Vorhergehenden die Aus-
fuhrartikel zusammen! Die Einfuhr erstreckt sich hauptsächlich
auf Steinkohlen, Getreide, Eisen, Wollwaren, Kleider und Wäsche,
Bücher, Zucker. Haupthandelsplatz ist Basel, die „goldene
Pforte der Schweiz" genannt. Infolge seiner günstigen Lage ist es
der erste Stapelplatz der Schweiz geworden. Günstige Lage an den
beiden Durchgangsbahnen sowie die gewerbliche Blüte beförderten
die Entwicklung von Zürich. Genf ist das Tor für den Verkehr
nach Südfrankreich und den westlichen Mittelmeerländern.
Deutschland, das mit der Schweiz im Vertrags Verhältnis
steht, lieferte ihr 1906 Waren und Rohstoffe im Betrage von
373 Miü. M (siehe unter Einfuhrartikel!) und empfing Waren im
Betrage von 217 Mill. M (Rohseide, Uhren, Kühe, Käse, Äpfel,
Baumwollgarne).
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Extrahierte Ortsnamen: Belgien England Basel Genf Bern Lausanne Europas Italien Airolo Deutschland Italien Rotterdam Antwerpen Hamburg Genua Frankreich Italien Brieg Spaniens Basel Schweiz Genf Deutschland Schweiz
— 73 —
Die Seidenindustrie hat ihren Hauptsitz in Basel
(111 000) und Zürich (153 000), wo seidene Bänder bzw.
Kleidungsstoffe im Gesamtwerte von 120 Mill. Mark her-
gestellt und fast zur Hälfte nach England ausgeführt werden.
Die Baumwollindustrie mit ihren Nebenzweigen (vor-
zügliche Spinnerei, Zwirnerei, Weberei, Färberei, Druckerei
und weltberühmte Stickerei) ist in der Ostschweiz, in den
Kantonen Zürich, Glarus, St. Gallen, Appenzell usw. verbreitet.
Der W. und Nw., besonders Genf (105 000), Le Locle,
La Chaux-de-Fonds (36 000), ist Sitz der Schweizer Uhren-
fabrikation, die gegen 10 Mill. Taschenuhren zum Export
bringt. Genf erzeugt ferner neben geschätzten chirurgischen,
mathematischen und physikalischen Instrumenten wertvolle
Spieldosen und Bijouterien.
Beachtenswerte Maschinenfabrikation treiben Zürich,
Basel, St. Gallen; Aluminiumerzeugung Neuhausen bei
Schaffhausen. Papier und Anilinfarben liefert Basel,
Schokolade und Konserven Neuchatel.
Strohwaren für die Ausfuhr erzeugen Zürich und Freiburg.
C. Verkehr und Handel.
I. Verkehrswege.
Verkehrsverhältnisse im allgemeinen. Die Schweiz steht
mit ihren Verkehrseinrichtungen unter den Kulturstaaten der
Welt an erster Stelle. Die ungeheuren Terrainschwierigkeiten
haben es nicht verhindert, daß die Republik ein ausgezeichnetes
Kunststraßennetz, ein vorzügliches Bahnnetz, dessen Dichte
nur demjenigen von Großbritannien und Belgien nachsteht,
und einen hochentwickelten Post-, Telegraphen- und Telephon-
verkehr aufweist.*) Nur die Binnenschiffahrt ist unbedeutend;
sie beschränkt sich auf die größeren Seen, die aber alle einen
regelmäßigen Dampfschiffverkehr haben.
Zu der großartigen Entwicklung der Verkehrsverhältnisse
hat in erster Linie die Lage der Schweiz beigetragen ; der
Verkehr von Deutschland nach Italien bewegt sich von Norden
nach Süden, der Verkehr von Frankreich nach Österreich-
Ungarn in westöstlicher Richtung durch die Schweiz. Auch
*) Siehe Tabelle im Anhang.
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Extrahierte Personennamen: Le_Locle C.
Extrahierte Ortsnamen: Basel England Ostschweiz Glarus Appenzell La_Chaux-de-Fonds Basel Neuhausen Schaffhausen Basel Neuchatel Freiburg Belgien Deutschland Italien Frankreich Österreich-
Ungarn Schweiz
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die hochentwickelte Industrie und der lebhafte Fremdenverkehr
haben die Verkehrsentwicklung der Schweiz sehr gefördert.
Kunststraßen und Pässe. Trotz mächtiger Alpenketten,
welche die Schweiz von Österreich-Ungarn, Italien und Frankreich
trennen, ist die Schweiz von zahlreichen Straßen durchzogen,
die selbst das entlegenste Dorf in den Kreis des Verkehrs
hineinziehen. Von den im 19. Jahrhundert gebauten Kunst-
straßen über die Alpenpässe führen Simplón-, Gotthard-,
Bernhardin-, Splügen- und Malojastraße nach Italien. Die
Straße über den Julierpaß bildet einen der Hauptausgänge
aus der Schweiz nach Tirol. Hoch über dem Vierwaldstädter
See führt in der Richtung der Gotthardbahn die Axenstraße
von Brunnen nach Flüelen.
Eisenbahnen. Unter den zahlreichen Bahnlinien der
Schweiz sind Gotthard- und Arlbergbahn, sowie die noch im
Bau befindliche Simplonbahn von internationaler Bedeutung.
Die Arlbergbahn (Innsbruck—bodensee) ist wichtig für die
Getreideausfuhr Ungarns nach der Schweiz, West- und Nord-
westeuropa. Durch die Simplonbahn wird die kürzeste Ver-
bindung zwischen Paris und Mailand hergestellt. — Der
Gotthardtunnel zwischen Göschenen im Reußtale und Airolo
im Tessintal ist 15 km lang. Seine Anlage hat eine Schienen-
verbindung zwischen Basel und Genua über Mailand ermöglicht.
Der Bau der Gotthardbahn (240 km lang) verursachte einen
Kostenaufwand von 210 Mill. Mark.
Die Hauptknotenpunkte der Schweizer Bahnen sind
folgende :
Ölten für die Schweizer Zentralbahn, Zürich und
Winterthur für die Nordostbahn, Lausanne für die Westbahn.
Für die Hebung des Fremdenverkehrs sind die zahlreichen
Touristen- und Bergbahnen von Wichtigkeit.
Ii. Außenhandel.
Die Schweiz ist bei ihrem Verkehr mit überseeischen
Ländern auf die Häfen der Nachbarstaaten angewiesen. Die
größte Bedeutung unter diesen hat das durch die Gotthard-
bahn nahegerückte Genua.
Wichtig für den schweizerischen Export und Import sind
ferner Marseille, Antwerpen, Rotterdam, Bremen und Hamburg.
Der Außenhandel der Schweiz bezifferte sich im Spezial-
handel 1903 auf 1674,1 Mill. Mark und erreichte damit im
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letzten Jahrzehnt seinen höchsten Stand. Länder wie Spanien,
Portugal, die Türkei und Schweden, welche die kleine Schweiz
an Flächenraum und Volkszahl weit übertreffen, erzielen einen
bedeutend geringeren Warenumsatz.
Für den Güteraustausch der Schweiz kommen zunächst
die vier Grenzstaaten Deutschland, Frankreich, Italien und
Österreich-Ungarn in Betracht. Doch hat sie auch einen
großen Handelsverkehr mit Großbritannien, Belgien und
Rußland.
Wie an anderer Stelle bereits gesagt ist, hat die Schweiz
einen lebhaften Durchgangsverkehr. Der Transithandel erreicht
einen Wert von 400 bis 500 Mill. Mark jährlich.
Einfuhr. Es fehlte der schweizerischen Einfuhr im letzten
Jahrzehnt zwar nicht an größeren Schwankungen; im allge-
meinen ist aber eine beträchtliche Zunahme eingetreten. Sie
steigerte sich im Spezialhandel mit einigen Unterbrechungen
von 660,7 Mill. Mark im Jahre 1894 auf 954,5 Mill. Mark im
Jahre 1903.
Den Hauptanteil an der Einfuhr haben die Rohstoffe für
Industriezwecke. Sie machen beinahe die Hälfte der Gesamt-
einfuhr aus. Unter den einzelnen Einfuhrgegenständen sind
Getreide und Mehl, Seide, Tiere, Kohlen, Baumwolle, Garne,
Edelmetalle, Wein, Eisen und Eisenwaren, Holz und Zucker die
wichtigsten. An der Fabrikateinfuhr der Schweiz hat Deutschland
an der Nahrungsmittelzufuhr Rußland den größten Anteil.
Ausfuhr. Seit einer Reihe von Jahren ist die Ausfuhr
dem Werte nach beständig gewachsen. Im Jahre 1903 betrug
sie 719,6 Mill. Mark. Mehr als 3/4 von dem Werte der Aus-
fuhr kommen auf Fabrikate, der Rest verteilt sich fast gleich-
mäßig auf Lebensmittel und Rohstoffe. Von den ausgeführten
Waren sind dem Werte nach Seiden- und Baumwollen waren,
Uhren, Seide, Käse, Maschinen, Chemikalien und Milch die
hervorragendsten. In allen wichtigeren Handelsstaaten der
Erde finden die geschätzten Industrieerzeugnisse der Schweiz
regen Absatz.
Größere Handels- und Verkehrsplätze:
Zürich......... 153 000 Lausanne..............47 000
Basel......... 111 000 Chaux-de-Fonds ... 36 000
Genf.......... 105 000 St. Gallen..............33 000
Bern.......... 65 000 Luzern................30 000
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Extrahierte Ortsnamen: Spanien Portugal Schweden Deutschland Frankreich Italien Belgien Deutschland Lausanne Genf Luzern